Gedankenkotze, Minenfelder, ewiges im Kreis rennen

Du bist eine Last.
Du gehst allen nur auf den Keks.
Du machst jedem nur Sorgen.
Du bist eine Belastung.
Du bringst nichts.
Du kannst nichts.
Du bist eine Last.
Du bist ein kompletter Feigling.
Du. Bist. Eine. Be-LAS-Tung!

So oder auch so ähnlich klingt es heute in meinem Kopf. Es ist zum Kotzen. Einfach nur zum Kotzen.
Ich muss gestehen, dass es mir auch nicht gerade leicht fällt, diesen Beitrag hier und jetzt zu tippen, Offen gestanden saß ich tatsächlich fast eine Stunde lang nur doof auf meinem Sofa rum und hab geheult und mit mir gehadert.

„Warum hast du denn nie etwas gesagt?“ mag man sich fragen, neben „Warum suchst du dir keine Hilfe?“
Nun, das sind gute Fragen. Berechtigte Fragen. Ich kann sie jedoch nicht beantworten.

Ich weiß, dass da draußen in meinem weit verteilten Freundeskreis, der sich von Rostock über Dresden, Trier und Bielefeld bis in die Schweiz erstreckt sehr viele Leute sind, die mir alle schon gefühlte tausend Mal gesagt haben, dass sie für mich da sind und ein bis zwei offene Ohren haben. Das weiß ich. Das ist mir bewusst. Ich könnte theoretisch mit diversen Menschen reden. Würd ich ja auch gern. Ich hab nur irgendwie verlernt beziehungsweise nie so richtig gelernt, wie das eigentlich „funktioniert“, dass man anderen brühwarm alles erzählt, was einen so beschäftigt. Ich sitz teils vor WhatsApp und hab den Chat der besten Freundin offen und starre einfach nur Minutenlang auf’s Display, während ein mentaler Sharknado nach dem anderen durch meinen Verstand wütet. Ich bekomm das einfach nicht. Und wenn ich es mal hinbekomme, irgendetwas hinzukotzen von dem, was mich stresst und nervt, klingt es alles so… chaotisch? Überladen? Übertrieben? Viel? Schwer zu erklären? Schwer nachvollziehbar bis in die kleinste Faser? Keine Ahnung?!

Man sollt ja meinen, es müsst doch leichter sein, sich vor Freunden zu öffnen, als vor irgendwem anders. Tja. Offensichtlich bin ich mittlerweile so verklemmt und kaputt im Kopf, dass ich nicht einmal das vernünftig geschissen bekomme. Einerseits würd ich’s irgendwie sicher gern mal auseinander klamüstern, was d ain mir vor sich geht und andererseits ist da wieder diese… Wand, Blockade, was auch immer und der Gedanke „Wozu denn bitteschön? Kapiert doch eh keiner. Du verstehst dich ja nicht einmal selbst. Und hör endlich mit dem Scheiß Heulen auf, dich nimmt ohnehin keine Sau mehr ernst, sobald du damit anfängst.“

*seufz* Ich hab langsam echt keinen Plan mehr, wie ich über mich und meinen ganzen Gedankenkarusselkrams überhaupt noch wieder Herr werden soll. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob ich überhaupt noch in der Lage bin, mal dauerhaft „glücklich“ zu sein. Ich hab da langsam wirklich keine Hoffnung mehr drauf. Ich hatte gestern zwar durchaus einen sehr netten und irgendwie auch schönen Abend, der durchaus auch den einen oder anderen Lacher aus mir rausholte, versteht mich nicht falsch, aber… dafür fühle ich mich heute einfach nur noch… leer. Unbedeutend. Winzig. Whatever.

Ich weiß, dass einiges von dem ganzen Mist eine hausgemachte Problematik ist. Manches wäre wohl wirklich mit einem simplen „Denk doch mal positiv!“ sicher wegzuretuschieren, jedoch lässt mein Hirn das nicht zu. Je öfter ich versuche, die Sache mal von der besseren Seite sehen zu wollen, umso lauter wird das Gegenbrüllen in meinem Kopf, dass doch ohnehin ALLES Scheiße ist und ich aufhören sollte, mir den Mist schönzureden, da die nackten Fakten doch deutlich zeigen, dass sich ohnehin NIE etwas ändern wird und ich mir ohnehin bis zu meinem bitteren Ende im Weg stehen werde, egal bei was – einfach, weil es so viel einfacher ist, sich selbst ständig runterzumachen, statt endlich mal den Glauben an all die gut gemeinten, positiven Kommentare zuzulassen. Ich hab nämlich keine Ahnung (mehr), wie letzteres eigentlich funktioniert. Ich kann mit Kritik nur schwer umgehen und mit Komplimenten gleichzeitig auch nicht. Ich hab Träume, die beflügeln, bereichern… verfolge sie aber nur halbherzig, da ich Angst vor’m Scheitern und vor Ablehnung habe, obwohl ich nicht wissen kann, ob’s funktioniert oder nicht, wenn ich*s gar nicht erst versuche.

Ich hab derzeit echt die Schnauze voll und bin von fast allem irgendwie genervt, gereizt, angeätzt. Ich will nicht wissen, wie vielen Leuten ich mit meiner beschissenen Art und dauerhaften Stinkerlaune schon vor den Kopf gestoßen habe. Ich hab ohnehin das Gefühl, dass ich alles versaue und es mir über kurz oder lang mit jedem vergrätzen werde. Mit meiner ach so tollen Family hab ich das ja eh schon geschafft. Aber gut, wenn sich der werte Herr lieber von seiner Lebensgefährtin einreden lässt, dass er sich nicht melden sollte und ich ihn ja nur ausnutzen würde, bitteschön. Was den anderen Familienstrang angeht… da herrscht ohnehin seit sechs Jahren Funkstille.

Ich hatte am 31. Oktober kurz überlegt, als ich in HRO war, ob ich bei meinem Bruder klingeln sollte. Ich hab’s gelassen. Fühlte sich einfach nicht richtig an.

Ich bin das Erklären und Argumentieren und Rechtfertigen leid.

Ich hab keinen Nerv Dinge aufzudröseln, die für mich klar sind, nur, damit das andere Ende der Leitung es versteht.
Ich bin es leid, Fakten darzulegen, die dann verdreht oder falsch verstanden werden (wollen), nur, um mir hinterher anhören zu müssen, ich hätte mir nur alles eingeredet, ich würd was falsch sehen, es sei ja nie so gemeint gewesen, etc. Angeblich hab ich ja auch keine Depressionen, und wenn doch, dann kommen die sicherlich von der MS und die MS war bestimmt auch schon Jahre vor der Diagnose da. Ich könnt das ja nicht wissen. Komisch. Kannst du eigentlich auch nicht, Oma. Zumal ich denke, dass ich mich und meine Psyche besser kenne, als du, aber gut… who cares? Ich werd von euch Verwandten ja ohnehin kaum ernst genommen und hab zudem ja eh gleich das Panik-P auf der Stirn stehen, wenn ich versäumt habe, mich für etwas zu bedanken oder mich in einem vernünftigen Abstand zu melden…

Himmel. Was bin ich für ein kompliziertes Knäuel von einem Nervenbündel. Kein Wunder, dass ich denke, ich geh jedem auf*n Sack. Ich geh mir ja selbst gerade unglaublich auf die Nerven mit meinem Gejammer und Geflenne und Geseier. Ich bin furchtbar unzufrieden mit mir. Und das, obwohl ich bisher so weit gekommen bin. Ich mein, hey. Ich hab*s geschafft 31 Jahre auf diesem Drecksplaneten in diesem durchgeknallten Land zu überleben ohne jemandem auf die Fresse zu schlagen oder ähnliches. Ich hab Abi. Ich hab einen Bachelor of Arts in Bibliotheks- und Informationsmanagement. Ich hab die Fachfrau für Versicherungsvermittlung. Ich hab mit 11 einen doppelten Schädelbasisbruch durch einen Autounfall überlebt. Ich hab einen gewaltigen Berg an Kreativität. Ich hab irgendwo vielleicht auch sowas wie ein Talent. Ich sollt eigentlich verdammt noch mal stolz auf mich sein und weiter nach vorn preschen, mich meinen eigenen Projekten widmen und weiter auf diesem Pfade wandern, wenn ich dieses Bild der Frage „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“, welches mir im September kam, soweit irgendwie erfüllt haben möchte.

Ich kann’s nur irgendwie nicht.
Ich hab Angst.
Ich hab keine Kraft.
Ich hab schon wieder den Kurs vor Augen verloren.
Der Kompass funktioniert schon wieder nicht.
Der Mut fehlt. Das Selbstvertrauen fehlt…

Und wenn ich ganz ehrlich bin, fehlt mit jedem weiteren beschissenen Tag auch ein kleines bisschen mehr der Wille, überhaupt noch etwas bewegen und tun zu wollen, da sich gefühlt ohnehin nie etwas ändern wird.

Ich fühl mich so leer. Nutzlos. Wertlos. Sinnlos…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert