Vom Frustlevel, Prüfungsstress und anderen Nervfaktoren

Zunächst einmal: es fällt mir nicht wirklich leicht, das in Worte fassen zu wollen, was mich derzeit alles umtreibt. Gut, mir fiel das ehrlich gesagt noch nie leicht großartig über das zu reden, was in mir vor sich geht, da ich das nie so richtig gelernt habe. Der Vorteil am Schreiben eines Blogbeitrags gegenüber einem richtigen Gespräch ist jedoch der, dass ich beim Tippen dieser Zeilen noch einmal in Ruhe überlegen und meine ganzen wirren Gedanken ein wenig ordnen kann – soweit es denn möglich ist, versteht sich,

Dennoch gibt es natürlich keine Garantie, dass ihr, die das hier lest, wirklich zu 100% nachvollziehen/verstehen/nachempfinden könnt, wie es in mir derzeit aussieht. Und das verlangt auch keiner. Für mich ist das hier gerade auch „nur“ ein längeres Auskotzen als jetzt auf Twitter oder ähnliches. Gut, Twitter geht mir derzeit auch wieder wahnsinnig auf den Geist mit all seiner zynischen Negativität und seinem ganzen Gemecker und Genöhle – das ist jedoch ein komplett anderes Thema.

Kommen wir daher ohne weiteres Palawer wohl besser zu den Dingen, die mich derzeit wirklich stressen, nerven, frustrieren – wie schon in der Überschrift dieses Beitrags angedeutet.

Am 11. und 12. November habe ich meine Prüfung zur „[IHK-geprüften] Fachfrau für Versicherungsvermittlung“. Am Donnerstag die schriftliche, theoretische Prüfung und am Freitag die mündliche, praktische Prüfung. Seit Mai werden zwei meiner Teamkolleginnen und ich darauf getrimmt und vorbereitet. Die Fortbildung an sich war in weiten Teilen bisher sehr anstrengend. Dadurch, dass das ganze zu einem gewissen großen Teil freiwillig läuft, darf sich unser Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht wohl etwas querstellen – auch wenn (oder vor allem weil) der alles bezahlt. An den Webseminaren konnte ich problemslos während der Arbeitszeit teilnehmen. Alles andere, wie Hausaufgaben und Lernen und Stoff durcharbeiten war und ist mein Privatvergnügen. Das ist Nervpunkt Nummero Uno lange Zeit gewesen.

Was mir derzeit aber – offen gestanden – viel mehr auf die Nerven geht, ist zum einen dieser unterschwellige Erwartungsdruck, der auf mir lastet. Es scheint jeder, außer mir, felsenfest davon überzeugt zu sein, dass ich das locker mit links schaffe. Gut, ich bin von Natur aus seit langer Zeit eine Zweiflerin und bla. Dennoch wünschte ich, ich könnt’s auch so entspannt und positiv sehen, wie alle anderen. Ich habe derzeit wieder sehr mit meinen Versagensängsten zu kämpfen, die vermutlich daher rühren, dass ich mir oft den einen oder anderen Spruch anhören durfte, wenn es mal „Nur“ eine 3 oder gar „Nur“ eine 2 war oder im Zeugnis das Wort „meistens“ vor einer positiven Formulierung stand, da sich dahinter im Umkehrschluss verbirgt, dass es ja nicht immer so ist. Angeblich habe man das ja alles nie so ernst gemeint, etc., blablabla. Leute, ich war ein Kind. Ein Kind, welches vieles wörtlich und direkt und ernst nahm. Das Problem hab ich selbst heute manchmal noch, obwohl ich mit ironischen Metaphern um mich werfe, wie nichts gutes.

Ich weiß, dass es rein theoretisch für mich um „Nichts“ geht, was irgendwie „überlebenswichtig“ wäre, sondern das vielmehr in Richtung „Nice to have“ und „Haste was, biste was, also kriegste was“ geht. Ich meine… ich habe einen Bachelor of Arts in Bibliotheks- und Informationsmanagement und demnach eine abgeschlossene (akademische) Ausbildung. Ja, ich arbeite nicht als Bibliothekar, sondern als Sachbearbeiterin in einem Maklerpool und jongliere mit Daten und Dokumenten und Zahlen und Co. Ein positives Ergebnis in der Prüfung brächte mir vor allem mehr Qualifikationen im Versicherungsbereich ein, sowie ein gewisses Know-How über diverse Zusammenhänge, die Materie an sich und einen guten Punkt, um im Januar/Februar in den Mitarbeitergesprächen berechtigt mehr Gehalt zu verlangen. Und es sollte auch helfen, um mir einen neuen Job bei einer Versicherungsgesellschaft direkt zu suchen, da ein Maklerpool einfach nur ein Schlachtfeld mitten in einem Becken voller böser Monster ist.

Dennoch ist die Angst zu Versagen und durchzufallen da. Es nimmt mir zwar keiner dieses hart eingeprügelte Wissen und alles, aber rein vom Papier her dürft ich trotzdem bestimmte Dinge nicht tun, wenn ich es nicht schaffe.

Durchfallen ist keine Option – schon allein aus dem Grunde nicht, weil das wohl oder übel meine inneren Dämonen aka meine Depressionen extrem befeuern würde. Ich bin wirklich meisterlich veranlagt darin, mich selbst vollkommen nieder zu machen, obwohl das alles ziemlicher Schwachsinn ist und mir definitiv nicht gut tut. Ich sehe mich leider zu oft in negativen Argumenten über mich selbst bestätigt und tue mich extrem schwer damit, die positiven Äußerungen wirklich zu glauben und zu fühlen beziehungsweise diese generell an mich heranzulassen.

Ein weiterer Punkt in Bezug auf die Prüfung, der mich mehr stresst als es mir lieb ist: meine beiden teaminternen Mitstreiterinnen. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich mag die zwei Nasen wirklich gerne und komme soweit auch echt super mit denen klar auf kollegialer und menschlicher Ebene. Allerdings gehen die zwei mir derzeit mit ihrer Nervosität und ihrem Nervositätspingpong untereinander einfach nur mächtig auf die Eierstöcke. Ich mein, ja. Ich hab den Luxus keine direkte, sichtbare Zusatzbelastung zur Prüfung zu haben – wenn man von meinen Depressionen mal absieht. Kollegin 1 hat ein körperlich behindertes kleines Kind (was viel Energie frisst) und richtig schlimme Prüfungsangst. Selbst letzte Woche, als es im Webmeeting und Training für die mündliche Prüfung noch um absolut nichts ging, hat sie gezittert wie Espenlaub hoch drölf. Kollegin 2 hat derzeit, zusammen mit ihrem Mann, diverse Probleme auszuhalten, die den Bau ihres Hauses betreffen. Es verzögert sich derzeit alles, was zum Einzug beiträgt. Derzeit wohnen beide bei ihren Schwiegereltern, was sehr anstrengend ist, weil kaum bis keine Privatsphäre und Arbeiten im Home Office teils auch erschwert ist. Hinzukommt, dass ihr Stress noch mehr auf den Magen zu schlagen scheint, als mir.

Kollegin 1 und Kollegin 2 hocken seit einiger Zeit nach der Arbeit bzw. in ihrer Freizeit förmlich aufeinander, um zusammen zu lernen. An und für sich ist das auch ein echt toller Ansatz. Allerdings haben die zwei eine Eigendynamik, mit der ich persönlich so gar nicht kann derzeit. Ich lerne ehrlich gesagt lieber zuhause, wo ich meine Ruhe habe, als in der Firma oder in einem Café. Außerdem weiß ich, dass ich über kurz oder lang mit den beiden über alles mögliche Reden würde, nur nicht über den Stoff an sich.

Und eben diese Eigendynamik in diesem Duo. Ich hab ja nichts dagegen, wenn einmal so ein Pseudozickenspruch fliegt oder es kurz mal harsch bzw. scherzhaft „beleidigend“ wird („Ach, manchmal bekommste ja doch was hin“), aber so auf Dauer und das dann von zwei Seiten? Kollegin 1 schmeißt einen Spruch, Kollegin 2 kontert dann noch. Kollegin 1 kommuniziert so auch mit unserem Teamleiter, der dann auch auf dieser Schiene mit ihr kommuniziert. Is‘ ja fein, wenn die so miteinander klarkommen und das auch ein stillschweigendes d’accord zwischen denen gibt, aber ich komm damit auf Dauer einfach nicht klar. Sorry. Keine Ahnung, ob ich da zu verkniffen bin oder ich das einfach nur auf Dauer zu albern finde oder weiß der Geier was. Ich verstehe es halt auch nicht. Gut, ich möchte mit meinen Kollegen irgendwo aber auch keine derartige Ebene von „Freundschaft“ oder Kumpelhaftigkeit erreichen. Die sind zwar alle nett und soweit in Ordnung, aber ich möchte diese Menschen nicht zu meinem Freundeskreis zählen und gerade so ein Verhalten würd ich eher tolerieren in einem persönlicheren Beziehungsrahmen – wobei es auch dort Grenzen gibt. Ich hab vor Jahren mal auf so einen scherzhaften Spruch hin eiskalt ein Telefonat beendet, weil’s mir in dem Moment gereicht hat und es mich mehr verletzt hat, als es sollte, obwohl ich wusste, dass es bloß ein Scherz war. Ich hatte aber auch keinen Nerv darüber dann zu diskutieren. Call me picky, call me sensetive, call me empfindlich, I don’t know.

Gurt, ich muss auch gestehen, dass ich derzeit nicht wirklich lange mit Menschen auskomme, seitdem wir uns alle ab März 2020 isoliert haben. Und ich verbinde derzeit auch nicht gerade viele positive Sachen mit meinem Job und meinem Arbeitgeber bzw. meinem Arbeitsplatz. Offen gesagt, ich hasse meinen Job derzeit. Es ist zwar leicht verdientes Geld und ich bin durchaus sehr dankbar dafür, dass es eine unbefristete Anstellung ist und ich direkt nach meinem Vertragsauslauf bei einer Gesellschaft zurück dorthin konnte. Jedoch werde ich dort nicht dauerhaft bleiben. Ich gehe da bloß kaputt mit der Zeit. Der Arbeitsweg allein frisst täglich an die 3 Stunden (90 Minuten eine Tour). Dann kann ich zwar vom derzeitigen Gehalt durchaus leben, aber große Sprünge oder spontane größere Ausgaben oder einfach mal sparen auf etwas sind nicht drin oder nur sehr, sehr schwer.

Dann läuft gefühlt immer irgendetwas schief, sobald unsere IT irgendetwas machen soll oder wenn etwas erneuert wird oder ein Update kommt oder noch was rein soll.

Wir sind zwar eines der größten Teams, von der Anzahl der Personen her, aber trotzdem sind wir einfach zu wenig Leute um alles aufzufangen, was anfällt wenn zwei im Urlaub sind und spontan noch jemand krank wird (und sich noch ein weiterer Krankheitsfall anschließt, etc.)

Ich hab in den letzten Monaten schon wieder so einige Wurst-Käse-Szenarien miterleben dürfen/müssen, die mir vorn und hinten nicht geschmeckt haben und jeden von uns zusätzlich genervt und gestresst haben. Dann wird gefühlt ständig in diesem Bürogebäude irgendwo gebaut und das mit einer Lautstärke, die normales Arbeiten extrem erschwert bis unmöglich macht. Und keiner sagt irgendwie mal Bescheid und informiert darüber, was wann wie lange gemacht wird.

Dann noch diese Kleinkriegsscheißerei unter den Standorten Betrieb und Vertrieb, sowie zwischen den einzelnen Abteilungen an den Standorten. In unserem eigenen Team gibt’s übrigens auch eine ziemliche Made, die vorn herum so wirkt, als wär sie die netteste Person überhaupt und hinter deinem Rücken lügt und bescheißt sie nur, wo sie kann. Und teils plaudert sie auch fröhlich Sachen weiter im Klatschtantenstil, weshalb ich vorsichtig mit dem bin, was ich ihr gegenüber äußere oder frage.

Bis auf unseren Teamleiter sind wir übrigens alles Frauen. Zickenkrieg ist daher ab und an wirklich vorprogrammiert…

Ich hadere momentan zusätzlich wieder sehr mit mir selbst. Ich bin mit mir körperlich sehr unzufrieden, habe momentan aber nicht die Kraft wirklich viel diesbezüglich zu tun. Ich hoffe, sobald die Prüfungen durch sind, kann ich mich dazu mehr motivieren, Ich fühl mich einfach unwohl in meiner Haut und merke auch gesundheitlich, dass mir mein dämliches Übergewicht immer mehr Probleme bereitet. #RückenschmerzenDeluxe #Kurzatmigkeit #KaumKondition

Hinzu kommt außerdem, dass ich mich täglich mit mir selbst streite und das auf eine Art und Weise, die mich einfach nur nervt. Ich existiere im Kopf offensichtlich nur in Extrema. Entweder bin ich total für etwas oder knallhart dagegen, ein dazwischen gibt es nicht. Auf der einen Seite will ich einem alten Traum von mir endlich nachgehen und das auch als Weg für die Zukunft einschlagen. Auf der anderen Seite belächle ich mich selbst, kritisiere mich härter als hart und streue neue Zweifelssaaten und versuche alles klein zu reden. Und irgendwo dazwischen gibt’s wohl noch ein vollkommen überfordertes Restetwas, was nicht weiß, was es nun tun oder lassen sollte, weil es nicht weiß, welchen Weg der Gabelung es nun nehmen soll.

*seufz*

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