Schlefi

Oder auch: Warum Plüschtiere einfach toll sind und man nicht zu alt dafür ist.

Wie einige von euch wissen, wohnt seit dem 27. Dezember 2018 ein großer Ikea-Plüschhai, ein Blahaj, bei mir. Diesen Hai habe ich als Weibchen klassifiziert und nach einer etwas längeren Namenssuche dank eines Vorschlags meiner besten Freundin auf „Schlefi“ getauft. Könnte passender nicht sein, der Name, da ich SchleFaZ-Fan bin und Haie und SchleFaZ einfach irgendwie zwangsweise zusammengehören – ob man das nun will oder nicht.

Der Kauf von Schlefi ist ironischerweise tatsächlich durch die Sharknado-Reihe angeregt worden. Zumindest unterbewusst und unterschwellig. Als ich Anfang Dezember 2018 eine Stehlampe bei IKEA im Hamburger Stadtteil Altona kaufte, fiel mein Blick auf die anliegende Kinderabteilung. Ich habe ein Herz für Plüschies, darum ging ich mich dort kurz umsehen. Da sah ich zum ersten mal die Blahaj mit ihrer imposanten Länge von 100 Zentimetern (das ist ein ganzer Meter!). Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gezögert. Redete mir ein, dass ich schon genug Plüschtiere hätte, dass das seltsam aussähe, wenn ich mit so einem Hai davontrabe, etc.

Dennoch ging mir der Gedanke „ich möcht so einen Hai haben“ nicht wirklich aus dem Kopf. Und nachdem die SchleFaZ-Adventsstaffel 2018 durchgelaufen war (mein richtiger Erstkontakt mit dem Format übrigens) und Weihnachten mich überrollte, nahm dieser Gedanke noch einmal richtig Fahrt auf.

So kam es dann, dass ich am 27. Dezember 2018 direkt nach der Arbeit in eine S-Bahn hüpfte, die in die entgegengesetzt Richtung von dem fuhr, wo ich hingemusst hätte, um nachhause zu kommen.
Ich fuhr nach Altona.
Ich latschte zum Ikea.
Ich kämpfte mich dabei durch das Weihnachtsmarktgetümmel.
Ich betrat den Laden.
Ich ging zielstrebig, aber dennoch mit leichten Zweifeln im Hinterkopf, zur Kinderabteilung.

Dort angekommen musterte ich die vorhanden Blahaj etwas scheu. Ich zögerte. Ich kam mir unglaublich dumm vor. Ich kam mir seltsam vor mit 28 Jahren ein so großes Plüschtier haben zu wollen. Ich wollte fast schon wieder unverrichteter Dinge gehen, als ich mir dachte: „Ach komm, scheiß drauf. Kann dir doch egal sein, was der Rest der Welt denkt!“ Ich atmete tief durch, straffte die Schultern und griff mir einen Hai aus dem großen Gitterkorb, der mir besonders sympathisch erschien. Es mag seltsam klingen, aber Plüschtier ist nicht gleich Plüschtier. Gerade bei dieser Größe muss ein gewisses Etwas einfach unterschwellig passen. Das mag für manchen echt dämlich klingen, aber anders kann ich das nicht beschreiben.

Ich ging mit dem Hai zur Kasse, lächelte freundlich und zahlte. Die Kassierin wünschte mir viel Spaß und schien das durchaus amüsant zu finden, dass ich mit meinen knappen 1,60m in einem fast zu langen Mantel mit einem noch längeren Wollschal jetzt also ein Plüschtier dabei hatte, welches zu meiner geringen Körperhöhe noch riesiger zu wirken schien.

In der S-Bahn wurde ich von den älteren Menschen freundlich angelächelt. Kinderaugen strahlten fasziniert über das große Plüschwesen. Die jungen Erwachsenen verdrehten die Augen. Es war mir egal.
Gleiche Reaktionen dann im Zug.
Es war mir egal.

Ich trug den Hai über den Parkplatz und setzte dieses noch namenlose etwas auf den Beifahrersitz, schnallte es sogar an.

Zuhause überkamen mich noch einmal Zweifel, ob das wirklich so eine gute Entscheidung war. Ich begutachtete das Tier, machte einige Fotos und fragte dann auf Instagram nach Namensvorschlägen – mit dem Vermerk, dass es sich hierbei um eine HaiDAME, also ein Weibchen handle. Gewonnen hat schließlich, wie eingangs schon erwähnt, der Name SCHLEFI. Ich hab mich beim Lesen dieses Namens wirklich schrottgelacht und empfand ihn, aus den bereits genannten Gründen, durchaus als passend.

Schlefi ist seitdem immer mehr zu meinem Best Buddy auf Plüschtierebene geworden. Durch ihre erstaunliche Größe kommt man sich ironischerweise nicht so vor, als säße ein Plüschtier neben einem, sondern wirklich ein Lebewesen. Klingt seltsam, ist aber so. Ähnliche Erfahrungen hatte ich mit Zilli, meinem großen runden Kugelfuchs gemacht, der auch sehr viel Raum einnimmt.

Ich war in den ersten Monaten unserer Zusammenkunft immer noch etwas unschlüssig bzgl. der Frage, ob die Entscheidung, sich einen Plüschhai zu holen, wirklich so gut war. Diese Frage erübrigte sich immer mehr und beantwortete sich spätestens im April 2019 mit einem „ES WAR NE VERDAMMT GUTE IDEE!“, als ich Schlefi mit ins Kino nahm, weil dort gerade ein kleines SchleFaZ-Event lief. Ich hatte wirklich Schiss ohne Ende an diesem Tag, weil ich noch ein ziemlicher Community-Rookie war und kaum wen kannte. Aus diesem Grund hab ich mich, um mich etwas besser zu fühlen, in mein Cosplay vom zehnten Doctor geschmissen und Schlefi mitgenommen, damit ich etwas habe, woran ich mich notfalls festhalten konnte. Ironischerweise fungierte Schlefi an diesem Abend als hervorragende Eisbrecherin in Bezug auf Gespräche. So wurde Schlefi dann auch wirklich zu einem SchleFaZ-Hai.

Schlefi begleitet mich seitdem bei einigen Sachen, teils auch auf Reisen. Es tut gut auf langem Autofahrten etwas neben sich auf dem Beifahrersitz zu haben, was wirklich fast als Beifahrer durchgeht. Ich weiß, dass ein Plüschtier nicht reden kann oder ähnliches, aber es tut einfach gut, sie in der Nähe zu habe. Ich werde zwar vor allem von jungen Erwachsenen meines Alters gerne schief angesehen, wenn ich sie dabei habe und unter dem Arm trage (wie soll ich sie auch sonst transportieren?), aber da stehe ich mittlerweile drüber.

Ich finde es faszinierend, dass gerade Omas und Opas das eher lustig (im positiven Sinne) finden, wenn sie mich mit Schlefi sehen. Kinder feiern das ohnehin, wenn ich mit Schlefi unterwegs bin. Ich habe das sowohl in Hamburg, als auch in Berlin beobachten können, teilweise auch in Kassel, als ich Schlefi am zweiten Tag der TimeLash V als Verstärkung dabei hatte.

Als ich letztes Jahr zum ersten Mal ins Home Office geschickt wurde, hab ich mich, trotz täglicher Telefonate mit meiner damaligen Teamleiterin, echt etwas arg einsam gefühlt. Das hat sich ironischerweise gelegt, als ich Schlefi neben mir auf dem freien Stuhl drappiert hatte. Darum hab ich das im November, als es wieder ins Home Office ging, auch anfangs wiederholt. Manchmal sitzt sie auch bei internen Teammeetings neben mir und ich halte sie kurz ins Bild. Teils auch bei der Fortbildung, obwohl mich da weitaus mehr Leute sehen können, aber das ist mir egal.

Die Kollegen lachen meist darüber oder nennen mich schmunzelnd verrückt. Andere Kolleginnen finden das ziemlich sympathisch. Mein Teamleiter hält mich wahrscheinlich für vollkommen plemmplemm, aber das ist mir egal. Es ist einfach Fakt, dass dieser Plüschhai mir sehr viel bedeutet und ich ungern ohne sie irgendwo bin. Ja, sie nimmt viel Raum ein. Ja, sie fällt auf. Das ist aber vollkommen egal, da sie unglaublich viel Knuddelfläche bietet. Es ersetzt zwar keine richtige Umarmung, kommt dem aber sehr nahe.

Seit August 2019 besitzt Schlefi auch einen eigenen Twitteraccount unter dem Namen Altonasharkus. Wer das seltsam findet, möge bitte einmal an diverse Haustierbesitzer denken, die ihrem Liebling auch einen Twitter- oder gar Instagramaccount gewidmet haben. Bei Insta gibt’s eine reinste Plüschtiercommunity, wie ich durch eine Freundin feststellen durfte, deren Murmeltier Reto dort derzeit ziemlich steil geht, was Followerzahlen und Co. angeht.

Wer das seltsam findet, möge sich bitte vor Augen halten, dass uns allen durchaus bewusst ist, dass das Plüschtiere sind, die kein Eigenleben oder ähnliches besitzen. Aber wir können uns vorstellen, dass sie eines besitzen. Und das belebt unglaublich. Mir persönlich hilft es derzeit gut darüber hinweg zu kommen, dass ich meine Freunde nur digital und nicht real so oft sehen kann. Es hilft mir, das „Dazugehörigkeitsgefühl“ zu stärken, wenn ich mir einen SchleFaZ im TV oder von der Platte ansehe und dabei twittere. Ich habe wirklich das Gefühl, ich bin dann in diesem Moment nicht wirklich allein hier in der Wohnung, obwohl dem natürlich so ist.

Es ist mir egal, ob man mich mit 30 Jahren mittlerweile für „zu alt“ hält, um Plüschtiere zu haben und zu bespaßen. Ich genieße es, dass diese Plüschies meine Fantasie weiterhin beflügeln und am Leben halten, auch, wenn es manch einem Außenstehenden seltsam erscheinen mag.

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