Dauergenervt.

Es gibt so Tage, an denen wünsche ich mir regelrecht, dass ich einfach nur extrem dumm und entsprechend glücklich bin, statt mit einem gewissen Grad an Intelligenz gesegnet zu sein. Mir geht derzeit gefühlt alles und jeder gewaltig auf die Nerven und das schon allein mit seiner/ihrer bloßen Existenz an sich. Ich bin frustriert, weil wieder der Eindruck für mich da ist, dass ich absolut nichts auf die Reihe bekomme und mein ganzes Leben eigentlich nur ein großer Haufen Scheiße ist. Mag hart klingen, ist derzeit aber mein Gefühl, mein Eindruck.

Ich hatte ja schon immer ein kleines bis größeres Problem damit, wirklich überall in der Wohnung Ordnung zu halten. Aber seit einiger Zeit eskaliert das regelmäßig. Und weniger regelmäßig tu ich was dagegen., Ich mein, jo, stört ja nur mich, weil eh keiner vorbeikommt. Aber dennoch-. Es nervt. Man sagt ja, so, wie’s in der Bude aussieht, so sieht’s in einem auch innerlich aus. Wenn’s danach geht, dann bin ich wirklich ein mentales Wrack derzeit. Die Abstellkammer läuft gefühlt über und das seit fast zwei Jahren. Die Ecke, die einst das Altpapier nur kurz ertragen sollte, ist vorher schon überlaufen – darum wanderte der Überlauf in die Abstellkammer und von dort teils zur Garderobe. Wär ja nicht so schlimm, wenn ich regelmäßig mal was von dem ganzen alten Zeitungsscheiß, den ich ohnehin nicht lese, mal mit runternehmen und in die blauen Papiercontainer werfen würde. Tu ich aber nicht. Vergesse ich entweder ständig oder ich druckse rum, davon einen Packen zu nehmen und damit einmal die Straße runterzulatschen und anschließend über den Mieterparkplatz um dann endlich bei den Containern hinter den Garagen anzukommen. Klar, könnt ich morgens machen, wenn ich eh zum Parkplatz muss. Mach ich aber nicht. Nehme ich mir immer vor. Tu ich trotzdem nicht. Keine Ahnung warum.

Gleiches gilt übrigens auch für’s Müll runterbringen. Leider. Das läuft zwar etwas besser, aber auch nicht wirklich optimal. Es ist absolut nichts dabei mit ein oder zwei Säckchen Restmüll runter zu tippeln und die in die unten wartenden Restmülltonnen zu pfeffern. Trotzdem bekomm ich das einfach nicht geschissen. Und dann noch die ganzen Kartons, die teils im Zwischenflur AUF den Schränken wohnen… Wollt mich von den meisten endlich trennen, weil die kaum gutes Material für’s Werkeln hergeben und nur die größten/praktischsten für Weihnachten und Geburtstage behalten und diese entsprechend in meinen Keller tragen, wo die zerlegten Reste meiner Umzugskartons schon hausen. Ich bekomme es einfach nicht hin.

Vom Abwasch rede ich gar nicht erst. Die Spülmaschine habe ich damals verbannt, damit ich meine Waschmaschine in die Küche stellen kann. WaMa und SpüMa passen nicht nebeneinander, das Badezimmer ist zu klein für eine WaMa und hat dafür auch keinen Anschluss. Und ich kaufe sicher keine neue WaMa wenn’s die alte noch vernünftig tut. Außerdem ist der Nebenplatz mit dem Gefrierschrank belegt, den ich brauche, weil im Kühlschrank der EBK nur eine kleine Schießscharte existiert – ich bin Fan vom Einfrieren und lange aufbewahren bzw. „auf Vorrat holen“, darum brauche ich den.

Aber es ist ja nicht nur das, was mich nervt. Ich habe seit einiger Zeit auch wieder dieses beklemmende Gefühl, dass ich irgendwie absolut gar nichts wirklich kann – obwohl ich irgendwo tief in mir weiß, dass das Bullshit ist. Ich hab durchaus meine Talente und mein Können und ja, ich weiß irgendwo, dass ich gute Arbeit leiste. Ich hab dieses beschissene Gefühl trotzdem. Seit dieser Woche sogar wieder stärker als je zuvor. Es geht seit Montag wieder ins Büro und schwupps! Schon hab ich wieder das Gefühl, ich bin der größte Doof auf Erden in dieser Firma.

Ich bin ganz offen: ich mag meinen derzeitigen Job nur bedingt bis teils sogar gar nicht. Ich bin froh, dass ich arbeiten kann, dass ich genug verdiene um mir meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, etc. Ich werde nur einfach nicht glücklich damit. Seitdem diese Fortbildung auch noch in meinem Nacken klebt und klar ist, dass mir mein Arbeitgeber diesbezüglich wirklich so gar nicht entgegenkommt, außer es sind grad Webinare, hab ich noch mehr die Schnauze voll. Wie soll man das bitte schaffen, sich das einzuhämmern, was andere in drei Jahren Ausbildung lernen, während man selbst eine 40-Stunden-Arbeitswoche hat plus 15 Stunden Zeitverschwendung, weil man einen Pendlerweg von 90 Minuten besitzt? Und nein, auf der Pendlerstrecke geht lernen/lesen so gar nicht – 35 bis 40 Minuten sitz ich im Auto als Fahrer, der Rest der Strecke teilt sich auf drei verschiedene brechend volle öffentliche Verkehrsmittel auf, sowie die dazugehörigen Umsteige- und Wartezeiten. Klar, werden jetzt einige sagen, dass ich doch direkt nach Hamburg ziehen könnte. Wäre ja näher dran und ich bräuchte kein Auto. Ja. Wow. Super. Und wer bezahlt mir die überteuerte Miete? Wer stülpt einen Lärmschutz über meine Bude, damit ich nicht komplett gaga werde? So schön ich Hamburg auch finde, um dort zu arbeiten oder einfach durch die Stadt zu wuseln, so sehr hasse ich es in Bezug aufs Wohnen. Die Stadt ist zu groß, zu ,laut und an einigen Ecken auch zu stinkend. Ich bin kein Großstadtmensch. Alles was größer als meine Heimatstadt Rostock ist, ist mir zu groß – sorry.

Ich habe zwar einen Plan, wie es beruflich weitergehen könnte in Zukunft, allerdings weiß ich nicht, ob der gelingen wird oder ob ich dann zwei Jahre später nicht schon wieder vor vollendeten Tatsachen namens „Wir können Sie leider nicht entfristen, weil wir das Prinzip von Hire and Fire bevorzugen, statt Ihnen aufgrund von zunehmender Digitalisierung und Automatisierung die Kündigung zu geben oder Sie gar anderweitig im Unternehmen einzusetzen“. Außerdem ist eine gewisse Grundvoraussetzung für diesen Plan auch das Bestehen der verdammten Fortbildung – einfach, um mehr ‚wert‘ für die Firmen zu sein, um mehr Ahnung in diesem verrückten Versicherungssektor zu haben, um einfach mehr Qualifikationen auf den Tisch legen zu können, neben einem Bachelor von 1,8 in Bibliotheks- und Informationsmanagement und einer Affinität für die Verwaltung und Ordnung (und ggf. Erfassung, sowie Qualitätskontrolle) von Daten aller Art.

Ich bin einfach nur noch genervt und frustriert. Die Social Media Kanäle gehen mir auf den Kranz mit ihren ganzen Hetzereien und Co. Mir gehen diese Leute auf den Nerv, die meinen, sie müssten ihre Meinung jedem ins Gesicht blasen, egal, ob er oder sie es hören will. Und wehe, man teilt diese Meinung nicht, dann wird man in eine trollhafte Diskussion verzettelt, die man so gar nicht führen wollte und auf’s übelste beschimpft oder weiß der Geier was noch.

Kinners, wenn ihr euch nicht impfen lassen wollt, weil euch das zu dumm ist, bitteschön. Ist okay. Ist euer Ding. Ich akzeptiere das irgendwo, aber ich kann’s nur bedingt verstehen bis eventuell sogar gar nicht. Ich hab aber keinen Bock mit euch darüber zu diskutieren, warum ich es mache, warum ihr es nicht macht und so weiter. Ich will eure Meinung nicht aufgezwungen bekommen. Ich will auch keine fucking Rechtfertigung. Das ist unser aller freie Entscheidung, ob wir das machen oder nicht und gut ist. Du glaubst nicht an Corona? Okay. Is gebongt, solange du nicht andere anstachelst, diese Meinung teilen zu müssen. Akzeptiere einfach, dass ich durchaus meine Bedenken habe und durchaus den Fakten vertraue, die mir Wissenschaftler liefern. Dann akzeptiere ich auch gerne, dass du für dich entschieden hast, dass es das nicht gibt. Ich will weder andere Leute eines besseren belehren, noch mich von denen belehren lassen. Ich möchte einfach nur meine gottverdammte Ruhe und weniger Stress.

Ich hab keinen Bock auf die Probleme anderer Leute. Deren Probleme sind für sie Probleme, für mich aber vielleicht nicht, Genauso ist es aber auch umgekehrt. Was für mich gravierende Probleme sind, sind für andere Pipifax. Liegt alles im Auge des Betrachters. Und der Betrachter sollte bitten einfach nur abwägen, ob er das jetzt zwingend kommentieren muss oder nicht. Nur weil man wirklich zu jedem Furz etwas absondern kann, den jemand irgendwo hingepostet hat, muss man das nicht automatisch tun, Man kann auch einfach mal die Fresse halten, sich seinen Teil denken und weiterziehen. Und wo ich schon dabei bin: Warum kann ich bei Twitter „nur“ 200 Begriffe stummschalten und nicht dreimal so viele? Es gibt so viele wiederkehrende Rotzformate im TV, zu denen einige meiner Timelineleute was schreiben, was ich aber gar nicht wissen will, dass ich allein damit schon fast die Hälfte vollgeballert bekomme. Gleiches gilt auch für diverse sportliche Events, wie beispielsweise Fußballspiele von allen möglichen Mannschaften. Ich will nicht nur für die eine Partie vom HSV gegen Schalke meine Ruhe davor haben, indem ich #HSVS04 bzw. #S04HSV sperre sondern komplett vor dem Thema, Himmel, Arsch und Zwirn noch eins. Und dann all der ganze politische Rotz oder andere Dinge, die einfach nur noch nerven und stressen, wie Demos von Leuten oder bestimmten, polarisierenden Personen, deren Namen immer und immer wieder über die Portale geschleudert werden, weil man ja jeden Bockmist retweeten/reposten muss, den die von sich geben, was wiederum nur zu einer Popularitätsförderung führt, was die wiederum nur noch mehr anstachelt, etc., die, das, Ananas…

Ich hab’s momentan so satt, mich mit Menschen und der Welt an sich zu beschäftigen. Seit bald zwei Jahren hänge ich in so einer „Ich will diese Zeiten nicht (mehr) erleben“-Blase. Und sie wird von Tag zu Tag größer und schwerer und beschissener. Ich will kein Fortleben dieser beschissenen Pandemie mehr erleben müssen, nur, weil die führenden Kräfte diverser Länder einfach zu dumm sind, um aus Fehlern zu lernen, die sie oder auch andere gemacht haben (siehe Großbritannien. Da könnten wir viel von lernen. Wir hätten auch von Italien lernen können, tat aber irgendwie keiner so recht von denen, die was zu melden hatten). Ich will nicht mehr erleben müssen, wie sich ständig irgendwer wegen jedem kleinen Püpselchen angeschissen und provoziert fühlt. Ich will das nicht mehr erleben müssen, dass Zitate aus einem Kontext gerissen werden, nur um dann als rassistisch oder minderheitenfeindlich dargestellt zu werden (Kabarett, Elemente aus Bühnenprogrammen, Satire und Komik im Allgemeinen).

Ich wünschte, dieses sehr kleinkarierte Denken würde aufhören und wir würden uns einfach alle akzeptieren wie wir sind. Ja, ich weiß, ich bin privilegiert. Ich bin privilegiert, weil ich weiß bin, weil ich in Deutschland geboren wurde, weil ich einen Job habe und gewisse Themen, wie Flüchten aus der Heimat oder Rassismus nie am eigenen Leibe zu spüren bekam. Ja, ist mir schon klar. Jedoch möchte ich dagegen halten, dass es alles andere als geil ist, sich trotz dieser genannten Privilegien ständig jeden Tag Gedanken machen zu müssen, weil die fucking Depressionen einen immer wieder in dieses beschissene Karussell schubsen. Es ist alles andere als toll, obwohl man laut dem Gehalt zum Mittelstand zählen täte, sich dennoch genauestens überlegen muss, was man wofür wann ausgibt. Welche Sprünge man machen kann. Was man zum Sparen weglegen kann, um sich doch mal einen richtigen Urlaub zu gönnen. Oder was als Notgroschen weggelegt werden kann, falls doch mal das Auto verreckt oder sonst irgendetwas passiert, was ich nicht vorhersehen kann.

Ich hab einfach die Schnauze voll von allem derzeit. Ich kann mich am Wochenende kaum vernünftig erholen und das schon seit Wochen bis Monaten, weil ständig irgendwie irgendwo irgendwas ist. Ich hab einfach die Nase voll, immer wieder nur negatives Lesen zu müssen, weil jeder unbedingt darüber kotzen muss, wie kacke doch alles ist. Ja, ich weiß, tu ich selbst grad, aber das ist mir grad Banane.

Ich hab einfach keinen Bock mehr, mein Maul zu halten. Es muss jetzt einfach raus. Ignoriert’s, wenn’s euch zu unangenehm ist, gut ist. Zwingt euch keiner den Wisch zu lesen, den ich mir hier gerade von den Fingern tippe.

Ich bin genervt.
Ich bin frustriert.
Ich hab keine Ahnung, wann ich wirklich zuletzt richtig stolz auf mich war oder was dieses Gefühl eigentlich sein soll, wie es sich anfühlt.
Ich habe keine Ahnung, ob ich mich überhaupt noch über irgendetwas wirklich aufrichtig freuen kann, geschweige denn, wann das zum letzten Mal so richtig der Fall war.
Ich hab keine Ahnung, wo ich eigentlich hin will oder wo ich überhaupt hingehöre, da sich mittlerweile jeder Platz nur noch falsch anfühlt nach einer gewissen Zeit.
Ich habe keine Ahnung, womit ich Vollidiot und Mentalwrack eigentlich all diese wunderbaren Menschen verdient habe, die ich teils schon mittlerweile seit 17 bis 19 Jahren meine Freunde nennen kann.
Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder an dem Punkt bin, an dem ich aufhören zu denken, dass alles einen Haken hat, das hinter jedem Lob, jedem Kompliment eine Falle steckt.
Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder wirklich dauerhaft glücklich sein kann oder stattdessen vorher komplett den Mut verlieren werde.

Ein Gedanke zu „Dauergenervt.“

  1. Ich drücke dich ganz lieb und viele deiner Gedanken und Gefühle kann ich genauso unterschreiben.

    Deine Fragen kann ich nicht beantworten- aber ich stehe Dir bei und hoffe für Dich mit. Kuss!

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